Bei der SG 1948 Schochwitz spielen fünf Frauen an der grünen Platte. Und sie helfen fleißig mit, wenn Turniere ausgerichtet werden und die Vereinsfeiern über die Bühne gehen
Wer in die Wettkampf-Protokolle der SG 1948 Schochwitz schaut, der könnte glauben, Tischtennis sei reine Männersache. Das stimmt in diesem Fall aber nur auf den ersten Blick. Im Punktspielbetrieb taucht in dieser Saison zwar keine Frau in den vier Mannschaften des Traditionsvereins auf. Doch wer am Dienstagabend zum Training in die Gotthardtscheune schaut, der wird dort auch das weibliche Geschlecht entdecken. Fünf Frauen sind es, die sich bei der SG 1948 aus Freude an der Bewegung dem rasanten Spiel mit dem Zelluloidball verschrieben haben. Dabei handelt es sich um Christa Burgemeister, Angelika Martin, Brigitte Junge, Sabine Wiede und Franziska Becker. Die junge Frau aus Hettstedt ist mit 25 Lenzen das Küken der Truppe. Zusammen kommen die fünf Freizeitspielerinnen auf ein Alter von 317 Jahren. Franziska hat es im Schlepptau ihres Freundes, der im Bezirksklasse-Team spielt, nach Schochwitz verschlagen. Bisher hatte sie sich dem Schachspiel verschrieben, aber inzwischen schlägt ihr Herz auch für den Tischtennissport. Und dabei stellt sie sich so gut an, dass ihr Christa Burgemeister allen Respekt zollt. „Ich muss mich ganz schön strecken, um sie in Schach zu halten“, meint die Nestorin der Schochwitzer Tischtennis-Gilde. Sie ist seit 1952 dabei und hat früher einige Erfolge im Kreis und Bezirk errungen. Alle ihre Mitstreiterinnen seien im Laufe der Zeit stärker geworden, lobt die 83-Jährige die Riege.
Das wöchentliche Training macht sich bezahlt, doch mit dem Ehrgeiz wollen es die Frauen nicht übertreiben. „Der Spaß steht im Vordergrund“, sagt Brigitte Junge. Sie hat in den 1970er Jahren dem Frauenfußball gefrönt. Bei Motor Halle stand sie im Tor zu einer Zeit, als das weibliche Geschlecht nur müde belächelt wurde, wenn es dem runden Leder nachjagte. Das hat sich bekanntlich inzwischen geändert. Tischtennis hat sie schon damals gern gespielt und so war es für sie eine willkommene Gelegenheit, sich der SG 1948 anzuschließen, nachdem private Wege sie nach Schochwitz führten. Auch Angelika Martin stammt aus Halle, genauer gesagt aus Halle-Neustadt. Sie und ihr Mann Horst haben in Schochwitz gebaut und sind so ins schöne Laweketal gekommen. Als Schülerin hatte sie einst erste Bekanntschaft mit dem Tischtennissport gemacht. Später beim Studium an der TH in Merseburg war sie mit ihrem Mann sogar Doppel-Meister der Fachhochschule geworden. Als beide erfuhren, dass es in ihrer neuer Heimat einen Tischtennisverein gibt, haben sie sich ihm angeschlossen.
Auch Sabinen Wiede zählt zu den Zugezogenen. Sie ist in Zscherben groß geworden. Dort spielte sie als Kind und Jugendliche an der heimischen Platte. Um sich auch im Alter fit zu halten, entdeckte sie den Tischtennissport wieder für sich. „Es macht uns allen Spaß und ist auch der Gesundheit nicht abträglich“, umschreibt sie ihre Motive, sich in die Frauenriege der SG 1948 einzureihen. Alle fühlen sich wohl, auch weil die Geselligkeit nicht zu kurz kommt. Uns so gehört es mittlerweile zum Ritual, dass sich die fünf Frauen am Dienstagabend in einer kurzen Pause zusammensetzen, plauschen und dabei eine Flasche Sekt leeren. „Alkoholfrei, versteht sich“, fügt Christa Bürgermeister mit einem Augenzwinkern an.
Die Frauen-Crew sorgt übrigens auch dafür, dass die Männer des Vereins in dieser Hinsicht nichts zu meckern haben. Bei den jährlichen Turnieren, die die SG 1948 ausrichtet, kümmert sich das weibliche Geschlecht um die Versorgung der Teilnehmer. Die Frauen backen Kuchen, kochen Kaffee, belegen Brötchen und erwärmen Bockwürste. Selbstredend räumen sie auch das schmutzige Geschirr weg und waschen es ab. Ohne die Hilfe der Frauen des Vereins sähe das Buffet bei der jährlichen Vereinsfeier in der Gotthardscheune nicht so lecker aus. Und auch beim Schmücken des Saales fassen die Tischtennis-Damen immer mit an. Für ihr Engagement haben sie sich auf diesem Wege ein großes Dankeschön verdient.
Foto 1: Die Schochwitzer Tischtennisfrauen Franziska Decker, Sabine Wiede, Brigitte Junge, Christa Burgemeister und Angelika Martin (von links). Foto: Bahn
Foto 2: Die Frauen helfen beim Schmücken des Saales für die Vereinsfeier. Foto: Bahn